Bericht vom Lehrgang in Taunusstein
Ankunft
Vom 4. bis 8. August dieses Jahres fand das alljährliche große Gasshuku statt. Karateka aus ganz Deutschland und darüber hinaus pilgerten nach Taunusstein bei Wiesbaden, um fünf Tage lang dreimal am Tag die Fäuste und Füße fliegen zu lassen und die schöne Kunst des Karate gemeinsam zu feiern.
Wir vom Dojo Elmshorn (Michael, Thilo, David, Sönke, Lennard, Silvio, Reiner und Mia) trudelten am Sonntag davor nach und nach ein, machten es uns in einem bereitgestellten Klassenzimmer und auf dem Campingplatz heimelig, und begingen schon einmal das Schulgelände, in dessen Hallen die Trainings stattfinden würden. Essensstände, Bierpils, Mensa - unsere Gastgeber hatten bereits für alles gesorgt. Silja, die Tapferste unter uns, kam erst spät nachts und quasi direkt aus dem Schlamm von Wacken an und schaffte es trotzdem vorbildlich morgens um 7 zum ersten Training. Wir 1. Dans hatten den Luxus erst um 8:00 zum Training zu müssen.
Im Klassenraum etablierte sich schnell eine gut funktionierende Morgenroutine. Die 7-Uhr-Kohorte machte sich in rücksichtsvoller Stille auf den Weg zum Training und die besser ausgeschlafene 8-Uhr-Kohorte ließ den Frühaufstehern bei Bedarf ihren Mittagsschlaf. Nach verrichtetem Tagesgeschäft wurde eingekauft, gegessen, sich ausgeruht und in der Regel klang der Nachmittag auf dem Campingplatz in Thilos Vorzelt bei kühlen Getränken mit Gesprächen aus. (… Welche durchaus ein breites Niveauspektrum abdeckten.) Später am Abend ging es dann je nach Gutdünken zum Netzwerken zu den Getränkeständen oder früh in die Koje, um für einen weiteren Tag intensiven Trainings fit zu sein.
Das Training
Womit wir beim Kern der Veranstaltung sind: Dem hervorragenden Training. Ich habe es in unserem Dojo noch nicht erlebt, dass ich nach einem Training unzufrieden war. Man findet immer genug, woran man weiterarbeiten kann, worin man besser werden kann, was man mal besser konnte und worauf man sich wieder neu besinnen muss. Das ist nicht in jedem Dojo ganz so selbstverständlich wie bei uns. Aber die außergewöhnlichen Umstände eines guten Lehrgangs - die anregend geplanten und durchgeführten Trainingseinheiten, die Erfahrung und Expertise fremder Trainer, der Austausch mit anderen Karateka - helfen immer die Lehren noch besser zu verinnerlichen - auch wenn man aus über 15 Stunden Training in 5 Tagen unmöglich ALLES mitnehmen kann. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir so zum Beispiel die anschaulich demonstrierten Worte von Sensei Andreas Klein bezüglich Ausholbewegungen in Kata: "Der Körper holt sich, was er braucht." Besonders erinnerungswürdig waren auch die freundliche Art, mit der der junge japanische Sensei Hikaru Hirose uns hirnverknotende Kombinationen ausführen ließ, der eisernen Fokus, mit dem Shihan Takuya Taniyama uns absolute Basics drillen ließ, und die nur kurz zwischengeschobene Demonstration von Sensei Pascal Senn, wie man bei einem Beinfeger den Kopf des Gegners gegen die Rotation seines fallenden Körpers drehen kann, um einen Kampf im Ernstfall schnell und permanent zu beenden. Die vielen anderen tollen Trainings bei Thomas Schulze, Juian Chees, Toribio Osterkamp und Markus Rues müssen aber auch erwähnt werden, auch wenn mir die konkreten Inhalte inzwischen teilweise verschwimmen: Exzellentes Karate-Training wurde in jedem Fall geboten.
Neben einem gelungen Nachmittagsausflug nach Wiesbaden war es zuletzt noch schön zu sehen, dass Shihan Hideo Ochi weiterhin in das Leben noch immer aus vollen Zügen genießt. Sei es wenn er in ein Training hereinguckte, auf dem Festplatz zur Heian-Nidan anleitete, oder am Abschlussabend zur hervorragenden Live-Musik mit den Kindern mittanzte - Ochi war gut drauf. Man kann nur hoffen, dass das Karate auch uns ein so hohes Alter mit ebenso viel Freude ermöglicht. Das nächste Gasshuku in Füssen kann dabei nur helfen - wir werden dabei sein!
Lennard